Mutter, Mutter, Kind?

English version below

Fehlt einem etwas, wenn man bei zwei Müttern aufwächst? Vermissen Kinder eine gewisse Geborgenheit, wenn zwei Männer sie großziehen?
Wer behauptet, dass Familie immer aus Vater, Mutter und Kind besteht? Kann es nicht auch anders funktionieren?
Seit Jahren gibt es alleinerziehende Mütter oder Väter, wieso sollen dann zwei Frauen oder Männer unfähiger als zum Beispiel "normale" Paare sein, eine normale Familie zu bilden?

Mit dieser Thematik befasst sich der KPlus Film Rara.
Die zwölfjährige Sara lebt mit ihrer neunjährigen Schwester seit der Trennung ihrer Eltern nun bei ihrer Mutter und deren neuen Lebenspartnerin.
Abgesehen von den gelegentlichen Streitereien der Geschwister und aber auch der beiden Frauen, scheint das Leben in der Familie wunderbar - eben völlig normal - zu sein.

Doch das sehen nicht alle so. Dauernd werden die Kinder mit kritischen Kommentaren von Erwachsenen konfrontiert, dass es verständlich sei, wenn sie sich in dieser Situation unwohl fühlten, dass es völlig natürlich sei, dass man in einer „normalen“ Familie aufwachsen wolle. Alle gehen automatisch davon aus, dass diese Situation für die Kinder schwierig sei, doch in Wahrheit sind es die Erwachsenen, die die Kinder erst dazu bringen, die Situation als merkwürdig zu erachten.

Der Film porträtiert sehr gut, welchen Einfluss die Gesellschaft auf die Ansichten der Kinder hat und ab wann sich dieser bemerkbar macht. Die neunjährige Cata, in ihrem zarten Alter, versteht den ganzen Aufruhr nicht. Sie ist völlig zufrieden, liebt ihre beiden Mütter, streitet sich mit ihrer Schwester und wünscht sich doch eigentlich nur, dass sie das von der Straße aufgelesene Kätzchen behalten darf.
In der Schule malt sie glücklich ein Bild von ihrer Familie: Ihre Mutter und ihre Lebenspartnerin, ihre Schwester und sich. Daraufhin erhalten die beiden Frauen einen erbosten Anruf der Schulleitung, dass Cata solche Dinge nicht zeichnen solle. Für Cata völlig unverständlich. Sara versucht ihr, die Situation begreifbar zu machen.

Sara steht zwischen den Erwartungen der Gemeinschaft und ihrer Familie. Zum einen liebt sie ihre Familie, doch ständig wird sie damit konfrontiert, wie ungewöhnlich – und auch wenig anerkannt – Homosexualität in ihrem Ort in Chile ist.
Auch dass die Pubertät langsam einsetzt, ist in diesem Zusammenhang nicht hilfreich. Ihr Vater führt ihre Stimmungsschwankungen darauf zurück, dass sie nun bei zwei Müttern aufwächst. Ihm wäre es am liebsten, die beiden Mädchen würden zu ihm und seiner neuen Frau ziehen.

Ein wunderbarer aber auch etwas bedrückender Film, der die ungerechte Lage der Frauen sehr gut darstellt. Die absurdesten Einstellungen und Reaktionen gegenüber Homosexuellen werden verkörpert und liefern einen guten Eindruck, wie wenig anerkannt dieses Thema doch ist. Auch das Ende stellt leider ganz gut dar, wie es momentan um die Anerkennung und Wertschätzung der Homosexualität steht.

Ich finde Rara ist ein sehr wichtiger Film auf dem Weg, Homosexualität in allen Ländern als etwas vollkommen Normales und Schönes anzuerkennen. Auch dass der Film gerade in KPlus gezeigt wird, ist ein guter Schritt, die Kinder schon frühzeitig, mit dieser Thematik vertraut zu machen. Wie die Regisseurin im Publikumsgespräch schon meinte: Es liegt an uns – an unser Generation – für mehr Happy Ends zu sorgen.

Growing up with two mothers would you be missing something? Would you feel less loved if two men had raised you?
Who says family means father, mother and child? Is there no other way?
Why should not two men or two women be able to raise children equally as good as “normal” couples do?

That is the topic of the KPlus film Rara.
Since their parents split up 12-year-old Sara and her 9-year-old sister Cata live with her mother and her new lover who happens to be a woman. Except from the occasional quarrels of the two sisters or the two women they seem perfectly happy and perfectly normal compared to “normal” families.

Not everyone sees it that way, though. Every day some “caring” adult tells the kids that it is totally acceptable if they feel uncomfortable in this “weird” situation. That it is totally fine to wish to live in a “normal” family. Everyone automatically assumes that the children must be very unhappy and embarrassed but in truth it is the adults who make the children be unhappy and embarrassed.

In fact young Cata does not even notice her family to be different. She is totally happy, she loves her two mothers, fights with her sister and only wishes to be able to keep the cat. She happily draws a picture of her family: her two mothers, her sister Sara and herself.
The two mothers receive an angry call from school because Cata was not allowed to draw such frightening things. Cata does not understand in the slightest why everybody got so upset about the picture.

Sara on the other hand is a bit older and therefore had more time to adapt to the society’s prejudices. She is torn between loving her family and not knowing how to react to the society’s expectations.

A wonderful a bit oppressing movie depicting perfectly what kind of situation the two women face in openly displaying their love. I think Rara is an important movie on the way to getting homosexuality accepted worldwide and it is also amazing and important that it is shown in KPlus since it is essential for children to get to know this topic, to learn to be open about such things. As the director put it in the Q&A: It is your (generation’s) turn to make more happy endings.


14.02.2016, Sarah Gosten

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