Jamais Contente?


Aurore ist mit ihrem Leben unzufrieden. Sie findet sich hässlich, muss die 7. Klasse wiederholen und auch zuhause fühlt sie sich alles andere als geborgen. Ständig steht sie im Schatten ihrer kleinen, schlauen Schwester. Noch dazu muss sie mitanhören wie ihre Eltern darüber diskutieren, sie auf ein Internat zu schicken. Und nun wendet sich auch noch ihre beste Freundin von ihr ab. Nur gut, dass sie das Angebot bekommen hat, in der Band des Bruders einer Freundin zu singen.
Nach anfänglichem Misstrauen, entscheidet Aurore sich also doch dafür und erhofft sich davon etwas Ablenkung. Doch schnell bekommt sie sich auch mit ihren Bandkollegen in die Haare, als sie in ihrer offenen, direkten Art verkündet, ihr würden die Texte nicht gefallen.
In der Schule hat sie das erste Mal seit langer Zeit wieder ein Erfolgserlebnis, als sie der neue, noch unvoreingenommene Lehrer lobt und ihr für ihren Aufsatz eine 2 gibt. Ihre Mutter freut sich riesig über dieses Ergebnis und erzählt Aurore wie stolz sie auf sie sei, was allerdings nur eine harsche, beleidigende Antwort von Aurore nach sich zieht.
Inspiriert von einem Buch, das sie auf Empfehlung ihres Lehrers gelesen hat, stellt sie der Band ihre eigenen Textvorschläge vor, welche allerdings auf keinerlei Zustimmung treffen. Beim Weihnachtsessen verkündet ihre ältere Schwester ihre Verlobung, woraufhin ihre Eltern zuerst etwas perplex reagieren und sich dann Hals über Kopf in die Hochzeitsvorbereitungen stürzen. Nach der Versöhnung mit ihrer besten Freundin, läuft es auch bei den Bandproben besser.
Alles scheint wieder einigermaßen seinen gewohnten Gang zu gehen, als sie auf einer Silvesterparty einen völligen Absturz hat. Peinlich berührt erscheint sie am nächsten Tag bei den Bandproben, bei denen sie sogleich von der Neuigkeit überwältigt wird, dass sie schon sehr bald ein großes Konzert vor ausverkauftem Publikum haben werden. Auf dem Nachhauseweg sieht sie ihre Schwester mit einem anderen Mann und kurz darauf wird die ganze Hochzeit abgesagt.
Der Film endet damit, dass Aurore mit ihrer Band bei der Geburtstagsfeier ihrer Mutter auftritt. Sie widmet das Lied ihrer Mutter, die vollkommen überwältigt von dieser Geste ist. Auch Aurore ist sichtlich gerührt und beendet den Film mit den Worten: „Wenn ich anfange sie zu lieben, wird das die Hölle. Also hasse ich sie lieber weiterhin.“

Mit der Figur Aurore hat Emilie Deleuze meiner Meinung nach, einen starken Charakter geschaffen, mit dem sich Viele identifizieren können. Jeder kann sich an Situationen im Leben erinnern, in denen einem einfach alles zu viel wird – sei es nun der Familie, Freunde, der Schule oder Arbeit wegen. Durch Aurores direkte, offene und ehrliche – wenn auch ab und zu etwas sarkastisch-humorvolle Art – wird gezeigt, wie schwer es sein kann, sich in der Welt zu Recht zu finden, ohne sich zu verstellen.

Ein sehr gelungener Film über das Erwachsenwerden, der vor allem das jüngere Publikum, aber auch Erwachsene anspricht. Durch den perfekt platzierten und dosierten Einsatz von schon fast komödiantischen Dialogen ist die zeitweise manchmal etwas nachdenkliche Stimmung immer wieder an den richtigen Stellen aufgelockert worden. Doch wie auch schon der Drehbuchautor das anschließende Publikumsgespräch beendete: Was gibt es für eine bessere Anerkennung als die Reaktion des Publikums, das an den richtigen Stellen lacht oder schweigt?

14.02.2016, Vivien Krüger (Gastschreiberin)

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